Interview mit Janin Faulhaber von Jutta Muck

Zum Abschluss unserer Interviewserie stellt sich Janin Faulhaber, Trainerin unserer Damenmannschaft, den Fragen unserer „Pressechefin“ Jutta Muck.

JM:

Hallo Janin. Danke für das Gespräch. Wir kennen uns schon sehr lange, bist eine Freundin meiner Tochter Alex und wir sind sogar miteinander verwandt. Aber viele Leser kennen dich nicht so genau. Erzähl uns mal was über deine Person und deine fußballerische Laufbahn.

Janin:

Hallo Jutta. 

Ich bin seit Gründung der Frauenfußballmannschaft aus Dittwar im Jahr 2001 dabei und war damals ziemlich die jüngste. Entstanden ist das Team aus einer Turngruppe für Vorschulkinder. Seit dieser Zeit bin ich ununterbrochen dabei. 

Wir haben bis 2012 in der Freizeitrunde gespielt und das auch sehr erfolgreich. Wir wurden in den letzten Jahren immer Meister, daher kam der Wunsch nach einer neuen Herausforderung. Als Spielgemeinschaft mit Schwabhausen sind wir dann in die Landesliga gestartet und haben 3 Jahre zusammengespielt.

Seit 2015 bilden wir nun die Spielgemeinschaft mit Tauberbischofsheim, was natürlich entfernungsmäßig besser ist. Stefanie Hartnagel hatte in Tauber viele Jahre erfolgreiche Jugendarbeit geleistet und so bot es sich an, zusammenzugehen. 

2014 habe ich mir das Kreuzband gerissen, habe mich aber unter dem damaligen Trainer Joachim Göller zurück gekämpft. 3 Jahre später nochmals die gleiche Verletzung, daher bin ich ins Trainerteam gewechselt. Am Ende seiner Laufbahn habe ich zusammen mit Laura Breuer Joachim unterstützt. Unter dem neuen Trainer Andre Dörr fungierte ich dann als Co-Trainer. Seit letztem Jahr, also 2020/21, bin ich nun Haupttrainerin. 

Ich war jahrelang Kapitänin unserer Mannschaft. Ebenso bin ich seit Jahren in der Vorstandschaft von Dittwar tätig. Mein Herz hängt am Fußball. Ich würde gerne wieder spielen, aber die Vernunft siegt - noch

 

JM: 

Zur Mannschaft: ihr spielt seit der Saison 12/13 in der Landesliga. Seitdem hat sich das Team sehr verändert, vor allem verjüngt. Welche Veränderungen im Team erwartet uns in dieser Saison? Rücktritte, Zugänge?

JF:

Einige sind wegen FSJ und Studium/Lehre nicht mehr da, aber dafür haben wir 6 neue Spielerinnen aus der Jugend bekommen, die auch sehr viel Potential zeigen. Zugänge sind Carolina Adolf, Carolin Stang, Laura Stang, Jule Götzinger,Julia Schwarz und Lisa Schneider. Alle so 16-17 Jahre alt. Sie kommen aus der Jugend vom TSV Tauberbischofsheim, wohnen aber zerstreut.

 

JM:

Wer unterstützt dich in deinem Traineramt? 

JF:

Mariella Rammelt ist unsere Torwarttrainerin. Bei Bedarf stehen Steffi Hartnagel, Andre Dörr oder Sunny zur Verfügung.

 

JM:

Wo gerade der Name fällt. Unser Frauenfußball – egal ob in der Freizeitrunde oder Landesliga – ist ohne „Sunny“ (Susanne Hammrich) nicht denkbar. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Taschentücher sie schon an die Spielerinnen ausgeteilt hat. Beim letzten Spiel gegen Neckarau wurde auf der Tribüne gewitzelt, dass man ein Bild von ihr als „aktivste Spielerin“ in der Zeitung bringen müsste, so oft musste sie bei Verletzungen aufs Feld rennen. Ich denke auch für dich ist sie verdammt wichtig.

JF:

Ja, Sunny ist gar nicht wegzudenken. Ohne sie kann ich mir es gar nicht vorstellen. Sie wäscht Trikots, teilt Taschentücherund Traubenzucker aus, kocht im Winter Tee, leistet Erste Hilfe. „Omi für alles“, liebevoll gesagt. Sie sorgt für gute Stimmung. Denkt alles mit, auch was die Vorstandschaftbetrifft. Sie sorgt sich auch um das Wohl der Gegner. Sie ist die gute Seele der Mannschaft. Die Frau im Hintergrund.

 

JM:

Sunny und du sind „Dittwar“. Mit dem Frauenfußball in Tauberbischofsheim ist der Name Steffi Hartnagel fest verbunden. Wie läuft es zwischen den Vereinen? 

JF:

Mit Dittwar sind wir mehr verbunden, schon allein, weil Sunny und ich dort im Vorstandsteam mitarbeiten. Wir sind mit der Zusammenarbeit beider Vereine sehr zufrieden. Wir bekommen von beiden Seiten Unterstützung, z.B. den Bus für Auswärtsfahrten, Trainingsmöglichkeiten etc. Seitens des TSV Tauberbischofsheim bekommen wir sogar nach Heimspielen Essen gekocht. Auch die Absprache mit den anderen Mannschaften funktioniert gut. Und ohne die Jugendarbeit von Tauberbischofsheim wären wir aufgeschmissen. Da hätten wir schon lange keine Spielerinnen mehr.

 

JM:

Ich habe das Gerücht gehört, dass die Damen lieber in Dittwar spielen. Aber nach diesem Gesichtspunkt wird der Spielort wohl nicht ausgewählt. Wie läuft das?

JF:

Wir versuchen vor den Männern zu spielen, egal ob es Tauber oder Dittwar ist. Vor Corona lief das ganz gut. Jetzt muss halt zwischen den Spielen die Kabine desinfiziert werden. Da wird es schwieriger. Ansonsten haben dann die Männer bei uns zugeschaut und umgekehrt. Und die Zuschauer kamen dann auch teilweise zu beiden Spielen. Grundsätzlich versuchen wir genauso viel Spiele in TBB zu spielen wie in Dittwar. Die endgültige Belegung für diese Saison steht aber noch aus. 

 

JM:

Die Einteilung der Landesligamannschaften in die einzelnen Ligen sieht jedes Jahr anders aus. Wie kam es zur neuen Aufteilung?

JF:

Ja, das stimmt. Auch in diesem Jahr wurde die Einteilung wieder verändert, obwohl es im Prinzip die gleichen Mannschaften sind wie im letzten Jahr. Wegen Corona hat man nun 4 Staffeln gebildet, damit es weniger Mannschaften pro Staffel sind und die Spiele besser platziert werden können. Wir fangen erst nach den Ferien an, anders als die Herren. Wenn dann schlechtes Wetter war, hatten wir kaum Ausweichmöglichkeiten. Jetzt sind wir 9 Mannschaften in unserer Staffel, die kleinste von den 4. 

Es steigen aber nur 3 Landesligamannschaften in die Verbandsliga auf. Daher müssen die 4 Tabellenersten noch ausspielen, wer aufsteigt. In den letzten Jahren ist bei 3 Staffeln halt immer der erste aufgestiegen, das wird jetzt komplizierter. 

 

JM:

Der einzige Verein aus unserem Gebiet ist wieder nur der FC Wertheim-Eichel. Die Spiele gegen dieses Team werden daher auch als Derby bezeichnet. Gibt es außer den „Derbys“ auch sonst Kontakt zu den Damen aus Eichel?

Janin:

Mit Eichel haben wir nicht wirklich viel zu tun. Nicht mehr als mit anderen Mannschaften. Aber das Verhältnis ist gut.

 

JM:

Wie erklärst du dir, dass es so wenige Frauenteams hier in der Gegend gibt?

Janin:

Viele Vereine trauen sich nicht, ein eigenes Team vom Kader her zu stellen. Das ist natürlich auch aufwendig und mit Arbeit verbunden. Für viele ist es einfach nur Freizeitsport. 

Wirklich ambitionierte Spielerinnen finden sich dann aber z.B. wieder bei uns. Wir haben Spielerinnen von Höpfingen bis Grünsfeldhausen. Von Tauberbischofsheim oder Dittwar direkt sind mittlerweile die wenigsten.

 

JM:

Euch erwarten ja wieder lange Anreisen zu den Spielen. Wobei lustigerweise immer die Gegner jammern, dass sie – einmal während einer Saison - soweit „in die Pampa“ fahren müssen. Während die Männer meist zu den gleichen oder ähnlichen Zeiten ihren Anstoß haben, variiert das bei euch stark. Teilweise sogar Sonntagsvormittags um 11 Uhr, was heißt, dass man sehr früh losmuss, um z.B. in Heidelberg zu spielen. Bedeutet das, - provokativ von mir mal gefragt- dass die Frauenteams sich danach richten müssen, wann auf den Plätzen keine Männer spielen? 

Janin:

JA! Definitiv. Gerade in den Ballungsräumen sind die Spielzeiten/Plätze für Frauenspiele sehr begrenzt. Spielverlegungen sind daher sehr schwierig. Wegen Schiedsrichtermangel in diesen Ballungsräumen dürfen Frauen Sonntags nicht zwischen 13 und 15 Uhr anstoßen. Wenn es dort dennoch gemacht wird, kann es sein das ein Schiedsrichter aus eigenen Reihen gestellt werden muss.

Samstagvormittags müssen unsere Spielerinnen teilweise arbeiten. Sonntagsabends wird es dann gerade für die Schülerinnen sehr spät. Daher spielen wir oft samstags gegen Abend oder auch Sonntagvormittags. Wobei die Heimspiele nicht das Problem sind. Hier finden wir vernünftige Zeiten. Unser erstes Heimspiel ist Sonntag, der 12. September um 13 Uhr gegen Hoffenheim 3. 

JM: 

In den Anfängen eurer Landesligaspielen saßen meist nur Angehörige und Freunde auf der Tribüne. Mittlerweile finden immer mehr „Fans“ den Weg ins Stadion. Hat sich im Zuspruch zum Frauenfußball in den letzten Jahren in unserer Region was geändert?

Janin:

Es freut uns, dass mehr Zuschauer kommen und das Interesse steigt. Aber ob das am Zuspruch zum Frauenfußball liegt, kann ich nicht beurteilen. Da müsste man mal die Zuschauer fragen.

Die Einstellung zu unserem Sport hat sich aber geändert. Auch die Männer haben mit uns schon Trainingsspiele nach dem offiziellen Training gemacht. Vor Jahren wurden wir einfach nur belächelt.

 

JM:

Zum Schluss noch die Frage nach deinen Zielen für das Team in dieser Saison. In der Landesliga kommt es gleich am ersten Spieltag, am 12. September, zum Topspiel gegen die TSG Hoffenheim 3. Davor noch die erste Runde im Verbandspokal am 28. August gegen den FC Odenheim. In der letzten Saison seid ihr erst im Viertelfinale gegen den TSV Neckarau, zwei Klassen höher spielend, im Verbandspokal ausgeschieden, in der Landesliga lagt ihr nach 5 Spielen punktgleich und ungeschlagen auf dem tollen 3. Platz. Was peilt ihr an?

Janin:

Zum Pokal: wir wollen die erste Runde gewinnen. Das Spiel ist am Samstag um 17 Uhr gegen den FC Odenheim in Dittwar. In der zweiten Runde würde die Verbandsligamannschaft aus Diedesheim kommen. Wir peilen wieder die Sensation an, aber es wird schwer. Ziel ist es, die dritte Runde zu erreichen. 

Zur Runde: mein Traum ist es aufzusteigen. Schwierig, weil aus vier Ligen nur 3 Mannschaften aufsteigen. Das haben wir ja schon erörtert. Definitives Ziel ist es, unter den besten Drei mitzuspielen und das ist auch realistisch. Wir waren in den letzten Jahren vorne dabei und sind auch dieses Jahr wieder gut aufgestellt.

 

JM:

Vielen Dank Janin, für deine Zeit und Bereitschaft mit mir zu sprechen. Ich wünsche euch eine erfolgreiche, verletzungsfreie Saison.